Wer kennt das nicht? Dein Chef pampt dich vom Feinsten an und du stehst da – FREEZE! Wie schockgefrorenes Gemüse, instantly eingefroren, unfähig zu reagieren, du kannst dich noch nicht einmal bewegen. Auf dem Weg nach Hause im Auto fällt dir natürlich ein was du hättest Brillantes erwidern können, aber 6 Stunden später ist der Moment, wie man so schön sagt, vorbei. Warum kommen wir in solche Situationen, in denen wir uns wie Gemüse und so gar nicht wie die Elite der Evolution fühlen?

Zunächst einmal müssen wir uns anschauen wie unser Gehirn grundlegend funktioniert. Grob gesagt, kann man unser Rechenzentrum in 3 Ebenen aufteilen:
Das Reptiliengehirn (oder Stammhirn), das limbische System und das Großhirn (Denkhirn). Das Reptiliengehirn ähnelt dem Gehirn einer Schlange oder eines Krokodils und kontrolliert Gleichgewichtsempfinden, reguliert Temperatur und steuert vollautomatisch unsere Atmung. Wir müssen das nicht erst lernen, das Stammhirn kann das automatisch, so kann es unser Überleben sichern.

Die nächste Ebene bildet das limbische System, welches als emotionales Zentrum gilt, also Sitz für Wut, Frustration, Liebe und Freude ist und bei Gefahr mit Kampf/Flucht/Freeze antwortet. Es kontrolliert unsere Gefühlswelt und ermöglicht uns unsere Gefühle zum Ausdruck zu bringen.
Zusammen mit dem Reptiliengehirn bildet es eine starke Einheit und ist der älteste und primitivste Teil des Gehirns. Laut Alberto Villoldo, medizinischer Anthropologe, werden Überlebensprogramme aktiv, wenn wir uns überwiegend von Getreideprodukten und Zucker ernähren. Wenn das Säugetier-Hirn erst einmal eine Situation als sicher oder unsicher eingestuft hat führt es sein Programm immer wieder aus. Es ist ihm schlichtweg egal, ob unsere Lebensqualität darunter leidet – Überleben ist die absolute Priorität.

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Basic Parts of the Brain – Copyright Christine Comaford Assoc 2012

Die dritte Ebene finden wir im Neocortex, der jüngere Teil des Gehirns. Die Musik spielt aber, um genauer zu sein, im Präfrontalen Cortex. Dieser Teil ermöglicht uns zu planen, komplizierte Aufgabenstellungen zu lösen, uns abstrakte Dinge vorzustellen und auf innovative Ideen zu kommen. Hier können Erfahrungen analysiert und verglichen werden und der Wille diese zu verändern wird genau hier erzeugt. Soziales Verhalten, Werkzeugherstellung, Sprache und das Erreichen höherer Bewusstseinsebenen verdanken wir unserem jüngeren Gehirn.

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Figure 1. Critter State: Limited Access to Resources – Copyright Christine Comaford Assoc 2012

Was passiert hier also? Wenn eine Situation auftaucht, die unser Säugetier-Gehirn bereits in einer ähnlichen Situation in der Vergangenheit als gefährlich eingestuft hat, dann fährt es sein „Überlebensprogramm“ – ausnahmslos. Und wir? Wir sind machtlos und fragen uns wo die genialen Fähigkeiten unseres Gehirns geblieben sind. Die sind nämlich während der Flucht/Angriff/Erstarren Reaktion komplett deaktiviert. Dann geht es dem Gehirn buchstäblich ums „nackte Überleben“. Kein Wunder, dass wir uns und andere dann manchmal gar nicht mehr Wiedererkennen. Solange uns dieser Prozess nicht bewusst ist, können wir auch nichts ändern.

 

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Figure 2. Smart State: Full Access to Resources – Copyright Christine Comaford Assoc 2012

 

Die gute Nachricht ist, wenn wir uns bewusst machen, was da genau passiert und wir wissen, was wir aktiv tun können, haben wir die Kontrolle und können unser Leben in die Richtung lenken, in die wir gehen wollen. Dann können wir den Zustand erreichen in dem alle Gehirnanteile harmonisch miteinander arbeiten und können so das für uns beste Ergebnis erzielen.
Meine Tipps wie man das Ruder herumreißen kann, erfahrt ihr im nächsten Artikel.

Quellen:
www.forbes.com/sites/christinecomaford/2012/10/21/hijack-how-your-brain-blocks-performance
Villoldo, Alberto (2016): One Spirit Medizin